Der Arbeitsplatz hat einen großen Stellenwert im Leben und prägt die eigene Identität. Wenn Frust zum Dauerzustand wird, hilft nur noch ein Jobwechsel. Diese Anzeichen sprechen für eine Kündigung.
Ein gutes Drittel seines Lebens verbringt der Durchschnittsdeutsche auf der Arbeit. Was er dort erledigt, wie er bezahlt und generell behandelt wird, hat auch einen großen Einfluss auf sein Privatleben. Mehr noch: Der Job wirkt sich langfristig prägend auf die eigene Identität aus.
Die Arbeit hat somit einen großen Stellenwert im Leben eines Menschen – und doch verbringen viel zu viele ihr berufliches Dasein in einer unbefriedigenden Anstellung. Häufig, weil sie Angst vor einem Neuanfang haben – immerhin scheint der aktuelle Job sicher, und vielleicht ist auch die Bezahlung zumindest okay.
Wen kümmert da die Langeweile oder der Dauerkonflikt mit unliebsamen Kollegen? Doch wer so denkt, wird mit der Zeit ziemlich sicher unglücklich. Um das zu vermeiden, sollte jeder betroffene Arbeitnehmer in sich hineinhorchen und den Schritt in ein neues berufliches Kapitel wagen.
In der Folge haben wir einige Anzeichen gesammelt, die Hinweise darauf liefern, dass ein Arbeitsplatzwechsel vielleicht nicht die schlechteste Idee wäre. Wenn sechs oder mehr auf Sie zutreffen, sollten Sie über eine Kündigung nachdenken.
1. Keine Aufstiegschancen
Seit einigen Jahren tun Sie alles für die Firma, aber eine Beförderung bleibt aus. Das kann viele Gründe haben: Die angestrebte Stelle wird beispielsweise von einem Vorgesetzten besetzt, der gar nicht daran denkt, weiterkommen zu wollen. Vielleicht werden Sie aber auch ständig umgangen.
All das kann Frust hervorrufen, vor allem, wenn Sie die Energie und Erfahrung haben, um größere Aufgaben zu bewältigen. In diesem Fall sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie Ihre Fähigkeiten nicht in einem anderen Unternehmen einbringen können. Arbeiten Sie nicht unter Ihrem Potenzial.
2. Schlechte Bezahlung
Solange das Geld reicht, um das eigene Leben zu finanzieren, ist doch alles gut – sollte man annehmen, oder? Ganz so einfach ist es aber nicht beziehungsweise: So sollte es nicht sein. Das Gehalt hängt auch mit der Wertschätzung durch den Arbeitgeber zusammen.
Wenn Sie mehr Verantwortung übernehmen, als Sie müssten, und auch keine Scheu davor haben, für die Firma mehr als nur die im Arbeitsvertrag vereinbarten Stunden zu leisten, ist es nur fair, wenn sich das auch auf Ihrem Konto widerspiegelt. Andere Chefs würden alles geben, um so einen guten Mitarbeiter zu haben!
3. Zweifel am Sinn der Arbeit
Es gibt Menschen, denen ist es egal, ob ihre Arbeit einen tieferen Sinn hat. Wiederum andere Personen können gar nicht ohne sinnstiftende Tätigkeit sein. Wer zur zweiten Kategorie gehört, wird vermutlich öfter im Leben das eigene Handeln überdenken und sich nicht zuletzt fragen: Was mache ich hier eigentlich?
Wer an diesem Punkt angelangt ist und sich die Frage nicht eindeutig beantworten kann, sollte sich schleunigst eine neue Arbeit suchen. Denn wie eingangs schon erwähnt: Vor allem diese Arbeitnehmer werden relativ schnell in ein großes schwarzes Loch fallen, sobald sie das Gefühl haben, nichts Wichtiges beizusteuern.
4. Fragwürdiger Unternehmenskurs
Probleme mit den Produkten werden ignoriert? Kunden-Feedback interessiert nicht? Kollegen werden wegen Lappalien gekündigt? Mehrarbeit wird nicht honoriert? Überhaupt werden Dumpinglöhne gezahlt? Viele Entscheidungen im Management sind unverständlich und machen wütend?
Wo jetzt in der Krise noch Stellen offen sind
Klar, auch im Job ist nicht immer alles nur schön. Doch manch ein eingeschlagener Kurs mutet geradezu katastrophal an. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihr Arbeitgeber viel zu oft gegen Ihre Prinzipien handelt, ist es sinnvoll, das Unternehmen zu verlassen. Tun Sie nichts, was Sie nicht mit sich selbst vereinbaren können!
5. Keine Teamzugehörigkeit
Sie können machen, was Sie wollen: Topleistungen bringen, die Kollegen unterstützen, wo es nur geht, oder hin und wieder einen ausgeben. Dennoch werden Sie im Team nicht akzeptiert. Das kann wirklich wehtun, und es liegt häufig nahe, die Ignoranz der anderen persönlich zu nehmen.
Bevor Sie aber in eine tiefe persönliche Krise geraten, sollten Sie lieber einen Jobwechsel vornehmen. Das Arbeitsklima wird sich deutlich verbessern, wenn man gute Kollegen findet, die den gleichen Humor haben oder die sich füreinander interessieren. Ausgehend von einem Achtstundentag, verbringen Sie mit den Kollegen fast genauso viel Zeit wie mit der eigenen Familie. Da sollte die Chemie schon stimmen.
6. Keine Bürofreunde
Die ganze Geschichte kann natürlich auch andersherum gehen. Was, wenn Sie Ihre Kollegen überhaupt nicht mögen? Wenn Sie sie für unfähig oder absolut bekloppt halten und Sie sich deshalb so überhaupt gar nicht mehr mit dem Unternehmen identifizieren können?
Dann werden Sie von alleine den Kontakt zum Team meiden, und das ist kein gutes Zeichen. Auf der Arbeit verbringt man so viel Lebenszeit. Da sollten sich auch ein paar Bürofreunde finden, damit die Zeit nicht zur Tortur wird.
7. Fehlendes Vertrauen
Sie geben immer Ihr Bestes. Tagtäglich. Manchmal von vollem Erfolg gekrönt, manchmal ohne große Auswirkungen. So ist das nun einmal im Arbeitsleben. Dennoch wird Ihr Engagement nur selten erkannt. Im Gegenteil: Es wird häufig sogar infrage gestellt.
Wenn der Chef oder die Chefin kein Vertrauen in Ihre Arbeit hat und Ihre Leistungen für das Unternehmen eher anzweifelt als anerkennt, dann stimmt etwas ganz gehörig nicht. Das sollten Sie versuchen, mit dem Vorgesetzten zu klären – und wenn sich nichts an diesem Misstrauen ändert, ist es vielleicht wirklich Zeit zu gehen.
8. Zu hoher Arbeitsdruck
Auch das gibt es: Der Druck im Job ist so hoch, dass Sie hart in Richtung Burn-out steuern. Zwar ist es nicht ratsam, gleich bei jeder Stressphase das Handtuch zu werfen, aber negativer Stress, der für Schlaflosigkeit oder erhöhten Blutdruck sorgt, ist langfristig nichts, das der Körper einfach so wegstecken kann.
Sie sollten da tief in sich hineinhorchen und ehrlich mit sich sein: Ist diese Phase nur vorübergehend? Kann ich das Pensum wirklich über die kommenden Monate aufrechterhalten? Falls Sie diese Fragen eindeutig mit Nein beantworten können, sollten Sie vielleicht woanders einen Gang runterschalten. Die Gesundheit geht vor. Immer!
9. Totale Unterforderung
Was dem einen genügt, kann den anderen komplett unterfordern. Es ist wichtig, dass Sie Spaß bei der Arbeit haben, und mindestens genauso wichtig, dass Sie gefordert werden.
Vielleicht nicht immerzu, aber doch so, dass Sie dabei Fähigkeiten und Wissen erwerben und nicht auf der Stelle treten. Ansonsten wird der Job eintönig.
10. Keine Motivation mehr für die Arbeit
Sie haben mit einem enormen Elan Ihren Job angetreten. Nach einigen Jahren merken Sie jedoch, dass davon nichts mehr übrig ist – das Aufstehen wird zur Qual, und der Blick wandert ständig zur Uhr. Überhaupt werden nur noch die Aufgaben erledigt, die auf jeden Fall sein müssen, damit Sie nicht vom Hof gejagt werden.
Veröffentlicht am 14.01.2020 Welt.de
Von Andreas Weck
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